Historische Bibliothek

Zu den besonderen Schätzen der Schlossbesitzer von Erlach zählte eine umfangreiche und kostbare Bibliothek. Sie stand für Anspruch und Selbstverständnis der Schlossherren, offen, gebildet und damit weltgewandt zu sein. Mehr als einfach «Gebrauchssammlung», gehörte die Bibliothek zum Familienbesitz. Bücher standen nicht nur für Bildung, sondern waren angesichts der beträchtlichen Kosten auch Statussymbol. Über den Gebrauch der Bücher im Alltag ist allerdings wenig bekannt.

Die Schlossbibliothek der Familie von Erlach wurde 1875 zusammen mit Schloss und Hausrat versteigert. Der Auktionskatalog listet rund 3000 Werke auf; etwa 450 stammen aus der Zeit vor 1650 und könnten auf Franz Ludwig von Erlach zurückgehen. Die Bibliothek enthielt nicht nur Werke aus verschiedenen Jahrhunderten, sondern deckte unterschiedlichste Themenbereiche und damit ein Anspruch auf ein Universalwissen ab:

  • Atlanten
  • Reisebücher
  • ethnographische Werke
  • Militaria (Kriegskunst)
  • Geschichtsbücher und Chroniken
  • Genealogien
  • Bücher zu Gartenbau
  • Rechts- und Staatskunde
  • naturwissenschaftliche Werke
  • Religiöse Literatur
  • Belletristik
     

Zur heutigen Sammlung

Kostbare Bände wurden bereits bei der Versteigerung 1875 von Kennern gesichert und zum Teil auf verschlungenen Wegen gerettet. Mit der Errichtung der Stiftung Schloss Spiez kehrten in regelmässigen Abständen wertvolle Bestände als Schenkung zurück ins Schloss (z.B. von Dr. med. Albert von Erlach, Gerzensee, 1958).
Die heutige Bibliothek umfasst rund 1300 Titel und ist zum grossen Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Etiketten mit dem Schriftzug „Bibliotheque de Spietz.“  dienen nachweislich als Beleg, dass ein Buch einst zum ursprünglichen Bestand der Bibliothek gehörte. Dieser Nachweis ist jedoch leider nur bei einem kleinen Teil der Bücher vorhanden.
Man kann davon ausgehen, dass die grosse barocke Bibliothek im Schloss Spiez auch prachtvoll in entsprechend ausgestatteten Bibliotheksräumen präsentiert wurde. Allerdings geben die Quellen, so auch Pläne der Schlossanlage keinen Hinweis, wo die Bücher aufbewahrt wurden. Heute wird die Bibliothek in der Dauerausstellung des Schlossmuseums thematisiert und einzelne, besonders bedeutende Werke können im Original betrachtet werden.

Dank einem Legat konnte die Stiftung Schloss Spiez ein Restaurierungsprojekt für die historischen Bücher von 2016 bis 2018 in Zusammenarbeit mit dem Restaurator Patrick Rolf Lüthi, Trachselwald, realisieren.


Auskünfte und Kontakt

Dominik Tomasik, Schlossarchivar
sammlung@schloss-spiez.ch

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